Das Schwitzen in der Sauna gilt als ausgesprochen gesund, es fördert die Durchblutung, beugt Erkältungen vor und stärkt das Immunsystem. Doch gilt dies auch bei Bluthochdruck? Tatsächlich ist selbst in diesem Fall ein Saunabesuch unbedenklich. Der gesundheitliche Nutzen bei der Behandlung von Bluthochdruck überwiegt sogar: leichter bis mittelschwerer Blutdruck lässt sich durch regelmäßiges Saunieren dauerhaft verbessern – wenn man es richtig anstellt. Wir sagen, was für ein Schwitzen ohne Reue zu beachten ist.
Was ist Bluthochdruck?
Unermüdlich pumpt das Herz das Blut durch den Körper – mit jedem Schlag etwa 80 Milliliter Blut in die Hauptschlagader, die sich in immer kleinere Arterien verzweigt, damit jede Zelle des Körpers mit Sauerstoff versorgt wird. Dafür braucht das Herz Kraft und muss Druck aufwenden. Als Richtwert für normale Blutdruckwerte gilt: Im entspannten Sitzen sollte der systolische Wert bei 120 und der diastolische Wert bei 80 mmHg liegen. Der systolische Wert misst dabei den maximalen, der diastolische den niedrigsten Druck in den Blutgefäßen. Das Kürzel mmHg steht übrigens für Millimeter Quecksilbersäule.
Ab einem Wert von 140 zu 90 mmHg spricht man von Bluthochdruck oder Hypertonie. In diesem Stadium sind Medikamente nicht unbedingt nötig. Ein leichter Bluthochdruck kann schon mit einer Hinwendung zum gesunden Lebensstil reguliert werden: mehr Bewegung an der frischen Luft und verstärkte körperliche Aktivität. Erst ab einem Wert von 160 mmHg sprechen Ärzte von einer schweren Hypertonie und verschreiben Medikamente: ACE-Hemmer, Sartane, Diuretika und Beta-Blocker.
Bluthochdruck ist ein weit verbreitetes Phänomen
20 bis 30 Millionen Bundesbürger in Deutschland leiden an Bluthochdruck, nimmt die Deutsche Hochdruckliga e. V. an. Die Schätzung ist so ungenau, weil viele Betroffene gar nicht wissen, dass ihr Blutdruck erhöht ist. Denn das Tückische an dieser Erkrankung ist, dass sie zunächst keine Beschwerden verursacht. Symptome wie Schwindel, Kopfschmerzen oder Herzrasen treten erst im fortgeschrittenen Stadium auf – wenn die Gefäße bereits geschädigt sind.
Wie entsteht Bluthochdruck?
Betroffen sind vor allem ältere Menschen. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Bluthochdruck – die Elastizität der Blutgefäße lässt nach, sie werden steifer. Das Herz muss stärker arbeiten, um zu pumpen. Der erhöhte Druck führt zu winzigen Verletzungen in der Gefäßinnenwand. Das Risiko für Arterienverkalkung steigt. Es lagern sich dort sogenannte Plaques an: die Blutgefäße verengen sich zusätzlich. Das Herz muss sich noch mehr anstrengen – was die Gefäße weiter schädigt.
Neben dem Alter gelten für Bluthochdruck weitere Risikofaktoren wie erbliche Veranlagung, Stress, Übergewicht und ein ungesunder Lebensstil. Wichtig sind Vorbeugung, Früherkennung und Therapie, um dem Risiko eines Bluthochdrucks zu begegnen.
Wie wird Bluthochdruck diagnostiziert?
Viele Mediziner empfehlen ihren Patienten, ab dem 40. Lebensjahr mindestens einmal im Jahr den Blutdruck beim Arzt messen zu lassen, ab dem 50. Jahren halbjährlich. Beim Risikofaktor einer familiären Vorbelastung sollte man noch früher mit den Kontrollen beginnen. Eine gesicherte Diagnose beruht auf mehreren Blutdruckmessungen, im Idealfall bei einer Langzeitmessung über 24 Stunden. Diese Untersuchung führen kardiologische Praxen oder Hausarztpraxen durch. Wer selbst seine Werte im Blick behalten möchte, kann zu Hause selbst messen. Entsprechende Geräte zur Kontrolle des Blutdrucks gibt es im Handel.
Was passiert beim Saunieren mit dem Blutdruck?
Zunächst sind die heißen Temperaturen eine Belastung für den Körper: Der ganze Stoffwechsel muss sich auf die Hitze einstellen. In der Sauna können die Haut- und Körpertemperaturen bis auf 40 Grad ansteigen. Auch die Herzfrequenz beschleunigt sich, das Organ muss stärker pumpen. Das hat auch Auswirkungen auf den Blutdruck.
Untersuchungen zeigen, dass der obere, systolische Wert mit Dauer des Aufenthaltes in der Sauna kontinuierlich ansteigt. Der diastolische Wert dagegen steigt sprunghaft an, bleibt dann aber während des Saunierens auf einem gleichbleibenden Niveau. In der Ruhephase nach der Sauna fällt der Blutdruck hingegen deutlich ab – und zwar unter den Wert vor dem Saunagang.
Langfristig positive Auswirkungen auf den Blutdruck
Die gute Nachricht: Studien zeigen, dass regelmäßiges Saunieren gesund ist und dauerhaft den Blutdruck senken kann. Zum einen wirkt sich der Flüssigkeitsverlust während des Saunierens positiv auf den Blutdruck aus. Dann weiten sich durch die Hitze die Gefäße, was die Durchblutung stärkt. Infolgedessen sinkt der Blutdruck und das Herz wird besser mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. So zeigen Messungen von Bluthochdruckpatienten, die zweimal wöchentlich in die Sauna gehen: Nach drei Monaten sanken die Werte von 166/102 mmHg auf 143/92 mmHg. Als wesentlich für diese positiven Auswirkungen gilt das Training der Gefäßwände. Es verbessert die Elastizität der arteriellen Innenwände.
Dieser Effekt ist vergleichbar mit einem moderaten Sportprogramm, zu dem Ausdauersportarten wie Walken, Laufen oder Schwimmen zählen. Darüber hinaus wirkt sich Entspannungseffekt während des Saunierens positiv auf die Regulierung von Stresshormonen aus – gut bei einem hohen Blutdruck. Denn auch Stress, vor allem dauerhafter, ist nicht gesund und wirkt sich negativ auf den Blutdruck aus. Die Stresshormone Kortisol und Adrenalin zirkulieren ständig im Körper und versetzen ihn in Alarmbereitschaft.
Dauerstress kann nachweislich zu Bluthochdruck führen. Regelmäßige Saunagänge sorgen allein auf körperlicher Ebene für Entspannung. Gut für Geist und Seele. Davon profitiert wiederum auch der Körper – was eine Hypertonie ebenfalls günstig beeinflusst. Zudem wappnet sich das Immunsystem gegen Erkältung, Muskeln und Gelenke entspannen sich, Puls und Blutdruck sinken.
Was ist beim Saunieren mit hohem Blutdruck zu beachten?
Menschen mit erhöhtem Blutdruck dürfen sich also weiterhin auf einen Saunabesuch freuen. Das ”künstliche Fieber” schadet nicht, sondern wirkt sich im Gegenteil positiv auf das gesamte Herz-Kreislauf-System und das vegetative Nervensystem aus und kann sogar zur Behandlung von hohem Blutdruck beitragen. Erste Effekte lassen sich bereits nach zwei bis drei Wochen feststellen. Allerdings sollten Hypertoniker mit leichtem oder mittleren Bluthochdruck beim Saunieren diese Vorsichtsmaßnahmen berücksichtigen:
Arzt konsultieren: Wer schon lange nicht körperlich aktiv war oder unter bekannten Vorerkrankungen wie Hypertonie leidet, sollte beim Arzt seinen Gesundheitszustand überprüfen lassen. Voraussetzung für einen Saunabesuch ist ein gut eingestellter Blutdruck. Ob das der Fall ist, lässt sich bei einem Belastungs-EKG feststellen. Als Faustregel gilt: Bis 50 Jahre sollte er bei 100 Watt einen Wert von 200/100 mmHg nicht überschreiten.
Sich Zeit lassen: Patienten mit einem hohen Blutdruck sollten zu Beginn nicht zu lange in der heißen Sauna verweilen. Mediziner raten zu drei bis fünf Minuten. Bei guter Verträglichkeit können die Saunagänge langsam gesteigert werden, auch die Einhaltung der Ruhephasen auf einer Liege im Ruheraum sind wichtig. Achtsam für die Signale des Körpers sein.
Die passende Saunaform: In der Sauna ist es naturgemäß heiß. Für Einsteiger und Menschen mit hohem Blutdruck bietet sich als Einstieg eine Bio-Sauna oder Dampfsauna an. Eine Bio-Sauna ist eine Niedrigtemperatursauna mit einer Temperatur von circa 45-60 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit von etwa 15-30 Prozent. Im Dampfbad beträgt die Temperatur circa 40-55 Grad Celsius bei einer Luftfeuchtigkeit bis zu 100 Prozent. Beide Saunaformen sind generell für den Körper verträglicher als die bekannte Finnische Sauna, in der Temperaturen bis zu 95 Grad Celsius bei nahezu keiner Luftfeuchtigkeit herrschen.
Vorsichtig abkühlen: Patienten mit hohem Blutdruck sollten eine radikale Abkühlung nach dem Saunagang unbedingt vermeiden. Tabu sind das kalte Tauchbecken oder eine eiskalte Schwalldusche. Das abrupte Abkühlen treibt schon bei normalem Blutdruck den systolischen Wert über 300 mmHg. Für Menschen mit einem erhöhten Blutdruck ist die körperliche Belastung für das Herz-Kreislaufsystem ungesund, durch die plötzliche Verengung der Gefäße kann es zu einem starken Anstieg des Blutdrucks führen. Besser ist es, nach der Sauna eine lauwarme Dusche zu nehmen und dann eine Ruhepause einzulegen. So sinkt die Körpertemperatur allmählich und kontrolliert – davon profitiert auch der Blutdruck.
Wann sollte man bei Bluthochdruck auf die Sauna verzichten?
Auch wenn der Gang in die Holzkabine grundsätzlich eine günstige Wirkung auf den Körper hat, gibt es auch Faktoren, die bei hohem Blutdruck gegen einen Saunabesuch sprechen. In diesen Fällen stellt die Hitze eine zu starke Belastung für den Organismus dar. Nach der Deutschen Hochdruckliga sollte man bei diesen Faktoren auf die Sauna verzichten:
Schlecht eingestellter Bluthochdruck.
Wiederholte Blutdruckkrisen.
Akute Herzschwäche und weitere Herzerkrankungen, bei denen man starke Anstrengung vermeiden sollte.
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